Spastik
Bei einer Spastik handelt es sich um eine krankhafte Erhöhung der Muskelspannung, die durch eine Schädigung des zentralen Nervensystems (ZNS) hervorgerufen wird. Erfahren Sie hier die wichtigsten Infos zur Indikation „Spastik“.
Das Wort Spastik leitet sich vom griechischen spasmós (Spasmus) ab, was gleichbedeutend ist mit Krampf. Jede Bewegung, die wir machen, basiert auf einem normalerweise harmonischen Zusammenspiel unserer Muskeln. Liegt jedoch eine Spastik / spastische Lähmung vor, ist dieses harmonische Zusammenspiel gestört. Die Muskelspannung nimmt plötzlich und unkontrollierbar zu (auch als erhöhter Muskeltonus bezeichnet). Das heißt, selbst „einfache“ Bewegungen werden schwierig – oder sogar unmöglich.
Der häufig oder ständig erhöhte Muskeltonus führt zu Muskelsteifigkeit, und damit zur Einschränkung Ihrer Beweglichkeit. Es können sich schmerzhafte und entstellende Körperhaltungen entwickeln, die Ihre Alltagsaktivitäten und Ihre Lebensqualität nachhaltig beeinträchtigen.
Spastik wird durch Störungen/Schädigungen im Zentralnervensystem – Gehirn oder Rückenmark – verursacht und ist somit ein hochkomplexes und vielschichtiges Ereignis. Zu den häufigsten Ursachen zählen Schlaganfall, Multiple Sklerose, Verletzungen von Hirn und Rückenmark, frühkindliche Hirnschädigungen, Hirnentzündungen oder Hirntumore. Eine Spastik kann zeitnah oder mit einer Verzögerung von Wochen oder Monaten nach der eigentlichen Schädigung des Zentralnervensystems auftreten. Wichtig ist, dass sie möglichst früh behandelt wird, um eine irreversible Versteifung der Muskeln und Gelenke zu vermeiden.
Je nach Ausprägung der Spastik und der begleitenden Symptome stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. In der Regel ist zur Behandlung einer Spastik eine Kombination der unterschiedlichen Therapieverfahren erforderlich, damit ein möglichst gutes Behandlungsergebnis sichergestellt werden kann und Ihre ausgewählten Therapieziele erreicht werden. Die Basis jeder Spastikbehandlung ist dabei die Physiotherapie, die Ihre Muskeln und Gelenke beweglich hält. Besonders bei der fokalen, also lokal begrenzten, und der multifokalen Spastik wird die begleitende Behandlung mit Botulinumtoxin Typ A empfohlen.
Baclofen, Tizanidin und Diazepam sind die mit am häufigsten zur Linderung einer Spastik eingesetzten Wirkstoffe. Sie alle bewirken eine Muskelentkrampfung und damit eine Verbesserung des Bewegungsgrades. Da all diese Medikamente oral angewendet werden, ist ihre muskelentkrampfende Wirkung nicht lokal begrenzt, und sie können eine bereits zusätzlich bestehende Lähmung ungünstig verstärken. Bitte lassen Sie sich bei einer medikamentösen Behandlung immer von Ihrem Arzt über mögliche Nebenwirkungen aufklären und lesen Sie den Beipackzettel.
Botulinumtoxin Typ A ist ein in der Medizin häufig eingesetztes Medikament bei Erkrankungen, die auf eine fehlgesteuerte und erhöhte Muskelaktivität zurückzuführen sind. Botulinumtoxin Typ A wird lokal in die betroffenen Muskeln injiziert und bewirkt dort eine Muskelentspannung. Der Wirkstoff verhindert dabei die Ausschüttung eines Botenstoffes (Acetylcholin), der die Information zur Muskelanspannung vom Nerven auf den Muskel überträgt. Ohne diesen Botenstoff zieht sich der Muskel nicht mehr zusammen. Die injizierte Dosis wird individuell an die Bedürfnisse des Patienten angepasst. Erste Effekte der Therapie können in der Regel innerhalb weniger Tage (im Durchschnitt 4-7 Tage) nach der Injektion beobachtet werden, die Wirkdauer beträgt im Allgemeinen 3-4 Monate. Die Behandlung wird meist gut vertragen, da das Botulinumtoxin Typ A direkt in die betroffene Muskulatur injiziert wird und nur dort seine Wirkung entfaltet.
Die intrathekale Baclofentherapie ist ein Verfahren zur Behandlung von schwerer generalisierter Spastizität oder Dystonie mit schweren einschießenden Spasmen. Sie ist eine medikamentöse Therapie mit einem chirurgischen Zugang: Von einer unter der Bauchhaut liegenden Pumpe wird das Medikament Baclofen über einen weichen Katheter direkt in die das Rückenmark umspülende Flüssigkeit abgegeben. Baclofen ist ein zentrales Muskelrelaxans. Es bewirkt, dass die Muskelspannung insgesamt herabgesetzt wird.
Physiotherapie (Krankengymnastik) ist die Basis jeder Spastikbehandlung und auf den jeweiligen Patienten individuell zugeschnitten. Dabei soll die Beweglichkeit der betroffenen Muskeln und Gelenke erhalten oder verbessert werden. Durch regelmäßige Dehnungsübungen lassen sich Muskelanspannung und -steifigkeit reduzieren. Ebenso besteht die Arbeit des Physiotherapeuten darin, durch gezielte Übungen andere Muskelareale zu kräftigen und normale Bewegungsmuster zu ermöglichen. Im Rahmen der Ergotherapie lernen Sie und Ihre Angehörigen, wie Sie Alltagstätigkeiten, wie z. B. Anziehen, Essen, trotz Ihrer Erkrankung bestmöglich allein oder mit Hilfe ausführen können. Hierbei wird auch der Umgang mit speziellen Hilfsmitteln, die Ihnen den Alltag erleichtern können, trainiert.