Ein Schlaganfall verändert vieles.

Und nicht selten bleibt eine Spastik zurück, die Sie im Alltag einschränkt. Doch dieser Zustand muss nicht dauerhaft sein. Spastiken nach einem Schlaganfall sind behandelbar. Bewährte Therapien – etwa mit Botulinumtoxin – können helfen, die Muskelspannung zu lösen, Schmerzen zu lindern und ein Stück Beweglichkeit und Lebensqualität zurückzubringen.

Informieren Sie sich hier, wie Sie aktiv etwas für sich tun können – und warum es sich lohnt, neue Wege zu gehen. 

Spastik nach Schlaganfall

Spastik wird häufig als eigenständige Erkrankung missverstanden. Tatsächlich handelt es sich dabei um ein Symptom, das auf eine Schädigung des zentralen Nervensystems (ZNS) zurückzuführen ist, die zu einer krankhaft erhöhten Muskelspannung führt. Diese Schädigung kann z. B. ein Schlaganfall ausgelöst haben. 

Bei einem Schlaganfall wird die Durchblutung im Gehirn unterbrochen, wodurch Gehirnzellen absterben. In der Folge gelangen wichtige Signale nicht mehr richtig vom Gehirn zu den Nervenbahnen. Das zentrale Nervensystem wird geschädigt, was sich oft massiv auf die Bewegungsfähigkeit auswirkt. Wie stark die Folgen sind, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Entscheidend ist vor allem eines: Zeit.

Zwei Faktoren beeinflussen den Verlauf maßgeblich:

  1. Wie schnell der Schlaganfall erkannt und behandelt wird
  2. Wie früh die daraus entstehende Spastik diagnostiziert und therapiert wird

Wird zu lange gewartet, steigt das Risiko für dauerhafte Einschränkungen wie:

  • Schmerzen in den betroffenen Gliedmaßen
  • Einschränkungen in der Beweglichkeit
  • Fehlhaltungen, die sich unbehandelt verfestigen können
Illustration von einem gebeugten Ellenbogen bei einer Spastik

Wenn die Arme betroffen sind, führt das häufig zu Arm- und Handhaltungen, die für Außenstehende unnatürlich aussehen können. Für die Betroffenen bedeuten diese Versteifungen der Ellenbogen und Hände teils schwere Einschränkungen im Alltag, da das Greifen, Halten etc. erschwert oder unmöglich gemacht wird.

Illustration von einem spastischen Spitzfuß bei einer Spastik

Sind von der Spastik vor allem die Beine betroffen, so führt dies in den meisten Fällen zu einem Spitzfuß. Als Folge leiden die Betroffenen unter einer Gehstörung, bei der häufig ein Bein beim Laufen nachgezogen werden muss.

Alle diese Folgen können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Die Auswirkungen können daher bei einigen Betroffenen kaum sichtbar sein, dafür bei anderen die Mobilität komplett einschränken.

Den Schläger wieder in der Hand – und das Leben auch

Michael liebt Tischtennis. Der Geruch der alten Turnhalle, das Knarren des Bodens – es sind die kleinen Dinge, die ihm heute besonders viel bedeuten. Doch dieser Weg zurück in den Alltag war kein einfacher: Mit 17 erleidet Michael eine Hirnblutung, die zu einer Lähmung seiner rechten Körperhälfte führt. Wie er mit dieser Herausforderung umgegangen ist – und was ihn heute antreibt –, erfahren Sie im Video.

Nicht heilbar, aber behandelbar

Auch wenn eine Spastik nicht vollständig heilbar ist, lässt sich viel erreichen: Durch gezielte medizinische und physiotherapeutische Maßnahmen können die muskulären Verkrampfungen deutlich gelöst werden. Das schafft neue Beweglichkeit und oft auch ein großes Stück Lebensqualität.

Das Ziel ist immer: den Alltag der Betroffenen erleichtern. Weniger Schmerzen, mehr Mobilität, mehr Selbstbestimmung – all das kann dazu beitragen, dass Patientinnen und Patienten wieder aktiver und zuversichtlicher am Leben teilhaben können. Die Behandlung erfolgt mit mehreren aufeinander abgestimmten Therapiebausteinen – individuell und multimodal:

  • Botulinumtoxin-Injektionen zur Muskelentspannung
  • Physiotherapie, z. B. Dehnübungen, Bewegungsförderung
  • Ergotherapie, um Alltagsfunktionen zu verbessern
  • Medikamentöse Behandlungen
  • Hilfsmittel wie Schienen oder Orthesen

Gezielte Entspannung mit Botulinumtoxin

Bei Spastiken, die auf einzelne Körperregionen beschränkt sind, kann eine medikamentöse Behandlung mit Botulinumtoxin sinnvoll sein. Der Wirkstoff wird gezielt in die überaktive Muskulatur injiziert und kann dort helfen, die krankhaft gesteigerte Muskelspannung zu reduzieren. Das Ergebnis: Die Muskulatur lockert sich, unwillkürliche Bewegungen nehmen ab – und Alltagstätigkeiten werden wieder besser möglich.

Individuell angepasst – exakt dosiert

Vor der Behandlung untersucht die Ärztin oder der Arzt genau, welche Muskelgruppen betroffen sind und wie stark die Muskelspannung ausgeprägt ist. Die Dosierung des Medikaments wird anschließend individuell auf die jeweilige Patientin oder den jeweiligen Patienten abgestimmt.

So läuft die Behandlung ab:

Das Botulinumtoxin wird mit einer feinen Nadel direkt in die betroffenen Muskeln injiziert.

Nach einigen Tagen setzt die Wirkung ein: Die Muskulatur entspannt sich vorübergehend.

Spastische Krämpfe und unkontrollierte Muskelkontraktionen lassen nach.

Da die Wirkung nicht dauerhaft anhält, muss die Injektion in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Ein Vorteil: Die Dosierung kann bei jeder Sitzung nach Bedarf neu angepasst und weiter optimiert werden.

Spastik betrifft das ganze Leben

Eine Spastik lässt sich nicht mit einer einmaligen Behandlung vollständig beheben. Vielmehr handelt es sich um eine chronische Begleiterscheinung, die Betroffene oft ein Leben lang begleitet.

Doch auch wenn sie bleibt – sie muss nicht den Alltag bestimmen. Denn eine Spastik verändert nicht nur Bewegungsabläufe, sondern wirkt sich auch auf viele Lebensbereiche aus: auf die Selbstständigkeit, die Lebensfreude und die Teilhabe im Alltag. Umso wichtiger ist es, frühzeitig aktiv zu werden – durch gezielte medizinische Schritte, durch Unterstützung im privaten Umfeld und durch das Wissen, dass man mit der richtigen Hilfe viel erreichen kann.

Was Sie konkret tun können – ob selbst betroffen oder als Angehöriger – zeigt die folgende Übersicht:

Was kann ich als Betroffener tun?

  • Den Hausarzt oder Neurologen gezielt auf Spastik-Symptome ansprechen
  • Auf moderne Therapien wie Botulinumtoxin hinweisen
  • Aktiv an der Therapie mitarbeiten: Übungen durchführen, Termine wahrnehmen
  • Unterstützung suchen – z. B. in der Familie, bei Selbsthilfegruppen oder Therapeuten

Was kann ich als Angehöriger tun?

  • Auf Symptome achten, die Betroffene selbst nicht einordnen können
  • Begleitend zum Arzt gehen und Informationen sammeln
  • Geduldig und einfühlsam unterstützen
  • Mut machen, aktiv mit der Spastik umzugehen

Sie haben noch Fragen?

Weitere vertiefende Informationen zu Spastiken finden Sie direkt auf Spastikinfo.de

Jetzt mehr erfahren