Weitere Therapiemöglichkeiten bei einer Spastik

Spastik lösen – wie?

Es gibt unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten, die auch von Ort und Ausprägung der Spastik sowie den begleitenden Symptomen abhängen. In der Regel kann die gewünschte Verbesserung am besten durch eine Kombination aus unterschiedlichen Therapieverfahren erreicht werden.

Die Basis der Behandlung bildet im Regelfall eine Physiotherapie (Krankengymnastik), die die betroffenen Muskeln und Gelenke beweglich hält.

Darauf aufbauend können begleitend medizinische Maßnahmen zum Einsatz kommen. Hier spielt unter anderem die Behandlung mit Botulinumtoxin eine wichtige Rolle. Insbesondere bei fokalen und multifokalen Spastiken wird eine Therapie mit Botulinumtoxin empfohlen.

Übersicht über die Behandlungsoptionen:

Illustration von einer medizinischen Pillenverpackung

Medikamentöse Behandlung

Mit krampflösenden Medikamenten kann gegen stärkere Anspannungen, Unbeweglichkeit und Schmerzen vorgegangen werden.

Verschiedene medikamentöse Behandlungen sind bei einer Spastik möglich.

Medikamente zum Einnehmen

Die Einnahme von krampflösenden Medikamenten kann eine Verbesserung der Spastik mit sich bringen, wirkt allerdings auch auf alle anderen Muskeln im Körper.

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Intrathekale Baclofen-Therapie

Es handelt sich um eine medikamentöse Therapie mit einem chirurgischen Zugang: Über einen weichen Katheter wird das Medikament Baclofen direkt in die das Rückenmark umspülende Flüssigkeit abgegeben. Von einer unter der Bauchhaut liegenden Pumpe wird es an seinen Bestimmungsort befördert.

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Illustration von zwei Händen die einen Fuß massieren

Physiotherapie

Durch eine Physiotherapie werden die betroffenen Muskeln und Gelenke beweglich gehalten. Sie bildet die Grundlage bei jeder Behandlung einer Spastik.

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Illustration einer Orthese für das Leben mit Spastik

Orthesen und Gipsbehandlung

Orthesen sind orthopädische Hilfsmittel, die der Stützung, Fixierung und Entlastung der spastischen Körperregion dienen. Eine Gipsbehandlung kann die Dehnung und Streckung der Muskulatur unterstützen.

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Illustration von einer Schreibbewegung

Ergotherapie

In der Ergotherapie erlernen die Betroffenen Übungen und Techniken, die sie im Alltag unterstützen. Dazu zählt auch die Beratung zu möglichen Hilfsmitteln.

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Illustration von einem Arzt mit Maske der eine OP durchführt

Operation

Wenn besondere medizinische Gründe vorliegen, kann auch eine neuro-orthopädische oder neuro-chirurgische Operation infrage kommen.

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Die individuelle Behandlung einer Spastik ist komplex und umfasst in der Regel einen langfristigen Therapieplan mit kombinierten Maßnahmen. An diesem arbeiten Fachärzte, Pflegekräfte, Physiotherapeuten und andere Gesundheitsdienstleister mit den Betroffenen und deren Betreuungspersonen zusammen. Berücksichtigung hierbei findet die gewünschte Funktionsverbesserung der Muskeln und Gelenke und vor allem auch die Zufriedenheit der Patienten im Alltag.

Medikamente zum Einnehmen

Die Einnahme von krampflösenden Medikamenten kann eine Verbesserung der Spastik mit sich bringen, wirkt sich allerdings auch auf alle anderen Muskeln im Körper aus.

Als Tablettenpräparate gegen die Symptome einer Spastik stehen zur Verfügung:

  • „klassische“ Antispastika (z.B. Baclofen, Tizanidin, Tolperison)
  • krampflösende Medikamente (z.B. Gabapentin)
  • Benzodiazepine als psychoaktive Substanzen zur Muskelentspannung (z. B. Diazepam)

Speziell die Wirkstoffe Baclofen, Tizanidin und Diazepam werden seit vielen Jahren häufig zur Linderung einer Spastik eingesetzt. Sie bewirken allesamt eine Muskelentkrampfung. Damit haben sie das Potenzial, eine Spastik zumindest teilweise zu lösen und die damit verbundenen Bewegungseinschränkungen zu verbessern.

Jedoch wirken die oral eingenommenen Medikamente nicht nur auf die betroffenen, sondern auf alle Muskeln im Körper. So gehören Müdigkeit und Muskelschwäche zu den häufig beobachteten Nebenwirkungen der antispastischen Therapie durch Tabletten, die eine begleitende schlaffe Lähmung ungünstig verstärken.

Intrathekale Baclofen-Therapie (Pumpe)

Hierbei handelt es sich um eine medikamentöse Therapie mit einem chirurgischen Zugang: Über einen weichen Katheter wird das Medikament Baclofen direkt in die das Rückenmark umspülende Flüssigkeit abgegeben. Von einer unter der Bauchhaut liegenden Pumpe wird es an seinen Bestimmungsort befördert. Baclofen ist ein muskelentspannender Wirkstoff (Muskelrelaxans). Es bewirkt, dass die Muskelspannung insgesamt herabgesetzt wird.

Die intrathekale Baclofen-Therapie ist ein Verfahren, das nur bei schwerer, generalisierter, alle Gliedmaßen betreffender Spastizität zum Einsatz kommt.

Physiotherapie

Durch eine Physiotherapie werden die betroffenen Muskeln und Gelenke beweglich gehalten. Sie bildet die Grundlage bei jeder Behandlung einer Spastik. Der Therapieplan wird individuell auf die Bedürfnisse des Betroffenen zugeschnitten.

In erster Linie geht es darum, bestimmte Bewegungsabläufe, die im Alltag benötigt werden, zu verbessern. Regelmäßige Dehnübungen dienen dazu, die Muskelanspannungen zu lindern und Muskelsteifigkeit über Stunden nach der Behandlung zu reduzieren. Zudem wird versucht, die gesunden Muskelbereiche zu stärken.

Orthesen und Gipsbehandlung

Orthesen sind orthopädische Hilfsmittel, die der Stützung, Fixierung und Entlastung der spastischen Körperregion dienen. Eine Gipsbehandlung kann die Dehnung und Streckung der Muskulatur unterstützen.Handorthese

Eine Orthese (ein Kurzwort gebildet aus „or“thopädisch und Pro“these“) ist ein medizinisches Hilfsmittel, das industriell oder von einem Orthopädietechniker auf ärztliche Verordnung angefertigt wird. Man unterscheidet verschiedene Formen von Orthesen, je nachdem, an welcher Körperstelle sie eingesetzt werden und welche Funktion sie dort erfüllen. So gibt es Orthesen zur Fixierung, zur Entlastung, als Korsett, oder auch zum Training (Reklination) funktionsbeeinträchtigter Muskeln. Über die geeignete Orthese berät der Physio- oder Ergotherapeut.

Eine Gipsbehandlung wird zumeist bei einer Spastik im Bein durchgeführt und dient dort der Streckung der durch die Spastik verkürzten Muskulatur.

Beide Therapieoptionen, Orthesen und die Gipsbehandlung, werden in Kombination mit einer Botulinumtoxin-Therapie besser toleriert. Aus diesem Grund wird Botulinumtoxin oft begleitend injiziert.

Ergotherapie

In der Ergotherapie erlernen die Betroffenen Techniken, die sie im Alltag unterstützen. Dazu zählt auch die Beratung zu möglichen Hilfsmitteln.

Ergotherapeuten sind dazu ausgebildet, Betroffene mit Beeinträchtigungen individuell bei der Ausführung ihrer täglichen Betätigungen zu unterstützen. Auf diese Weise möchten sie ihnen zu mehr Aktivität, Teilhabe und Selbstwert im gesellschaftlichen und privaten Leben verhelfen.

Insbesondere das Ausüben alltäglicher Tätigkeiten wie z. B. An- und Ausziehen, Zähneputzen oder Essen soll erleichtert werden. Dazu übt der Ergotherapeut mit den Betroffenen und deren Betreuungspersonen bestimmte Techniken und wiederholt motorische Übungen. Auch unterstützt der Ergotherapeut bei der Auswahl und im Umgang mit eventuell erforderlichen Hilfsmitteln (z.B. Orthesen).

Operation

Wenn besondere medizinische Gründe vorliegen, kann auch eine neuro-orthopädische oder neuro-chirurgische Operation infrage kommen.

Beispiele für den orthopädisch-chirurgischen Eingriff sind:

  • Sehnenverlängerung oder –verkürzung
  • Sehnen- bzw. Muskelverlagerung
  • Lösen von Verwachsungen an Sehnen, Muskel oder Gelenken
  • Umstellungsosteotomien, d. h. Operationen am Knochen zur Korrektur von Verformungen und Fehlstellunge