Spastik nach Schlaganfall
Eine Spastik ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Begleitsymptom einer Erkrankung. In der Regel haben diese Erkrankungen eines gemeinsam: eine Schädigung des zentralen Nervensystems (ZNS). Diese Störung der zentralen Nervenbahnen führt zu einem eingeschränkten Informationsfluss vom Gehirn zu den Muskeln – es entsteht eine pathologische, oft schmerzhafte und entstellende Verkrampfung der betroffenen Muskeln, Bewegungsabschnitte und Gliedmaßen – die Spastik oder spastische Bewegungsstörung. Eine häufige Ursache für eine solche Nervenschädigung ist der Schlaganfall.
Was passiert bei einem Schlaganfall?
Bei einem Schlaganfall kommt es zu einem Stau des Blutflusses zum Gehirn, wodurch Gehirnzellen absterben. Das Absterben der Gehirnzellen sorgt dafür, dass die Informationen des Gehirns nicht mehr richtig an die Nervenbahnen gesendet werden. Es kommt also zu einer schweren Schädigung des zentralen Nervensystems, bei dem die Betroffenen schwerwiegende und dauerhafte Folgen erleiden können.
Eine häufige Folge ist die schlaffe Lähmung. Bei der schlaffen Lähmung ist die Muskelspannung plötzlich sehr niedrig. Die betroffenen Muskelgruppen können nicht mehr selbstständig bewegt werden, wodurch Arme und Beine sich schlaff anfühlen. Dieses Symptom tritt oftmals direkt nach dem Schlaganfall auf und sollte nicht mit der spastischen Lähmung verwechselt werden, da die Muskelspannung hierbei zu hoch ist.
Da die verschiedenen Bereiche des Gehirns für unterschiedliche Funktionen des Körpers zuständig sind, führt nicht jeder Schlaganfall automatisch zu einer Spastik. Neben dem Bereich für die Bewegung gibt es auch Gehirnbereiche, die für die folgenden Aktivitäten verantwortlich sind:
- die Sprache
- das Gedächtnis
- die Fähigkeit zu Sehen
- die Verarbeitung von sensorischen Reizen und Informationen
Ist einer dieser Bereiche betroffen, führt das in der Regel auch zu Einschränkungen im Alltag, jedoch nicht zu einer Spastik nach Schlaganfall.
Jeder Mensch kann einen Schlaganfall erleiden. Mit einer gesunden Lebensweise und regelmäßigen Gesundheitschecks beim Arzt kann jedoch jeder das Risiko minimieren. Ebenso wie die schlaffe Lähmung tritt die spastische Bewegungsstörung nach dem Schlaganfall vor allem dann auf, wenn der Teil des Gehirns betroffen ist, welcher für die Bewegung zuständig ist.
Was sind Risikofaktoren für einen Schlaganfall?
Verschiedene Faktoren sind maßgeblich dafür ausschlaggebend, das Risiko für einen Schlaganfall zu erhöhen. Risikofaktoren wie das Rauchen und Alkoholtrinken lassen sich selbst beeinflussen; Risikofaktoren wie Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck lassen sich gut behandeln, um die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls zu minimieren.
In Deutschland erleiden laut der Deutschen Schlaganfall-Hilfe pro Jahr derzeit ca. 250.000 Menschen einen Schlaganfall. Da das Risiko ab dem 55. Lebensjahr ansteigt, sind vor allem ältere Menschen betroffen. Wie bei vielen medizinischen Notfällen sind die schnelle Feststellung und Behandlung des Schlaganfalls entscheidend dafür, wie schlimm die Folgen sind. Je nach Verlauf des Patienten kann eine spastische Bewegungsstörung nach wenigen Wochen oder drei bis sechs Monate nach dem Schlaganfall auftreten. Von den ca. 250.000 Menschen, die jedes Jahr in Deutschland einen Schlaganfall erleiden, entwickeln über ein Viertel eine Spastik.
Die Folgen einer spastischen Lähmung nach Schlaganfall
Die Folgen einer Spastik nach Schlaganfall sind bei jedem Betroffenen unterschiedlich. Zum einen ist es wichtig, wie schnell der Schlaganfall erkannt und behandelt wird und zum anderen, wie schnell die folgende Spastik erkannt und behandelt wird. Je länger dieser Prozess dauert, desto schwerer sind meistens auch die dauerhaften Folgen. Die Spastik nach Schlaganfall sorgt bei den Betroffenen in der Regel für (starke) Schmerzen in den betroffenen Gliedmaßen und Bewegungseinschränkungen. Häufig resultieren Fehlhaltungen, die sich unbehandelt dauerhaft entwickeln können.
Alle diese Folgen können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Die Auswirkungen können daher bei einigen Betroffenen kaum sichtbar sein, dafür bei anderen die Mobilität komplett einschränken. Auch die Verortung der Spastik kann sich bei den Betroffenen stark unterscheiden. Es können sowohl Teile der Arme als auch der Beine betroffen sein.
Wenn die Arme betroffen sind, führt das häufig zu Arm- und Handhaltungen, die für Außenstehende unnatürlich aussehen können. Für die Betroffenen bedeuten diese Versteifungen der Ellenbogen und Hände, teils schwere Einschränkungen im Alltag, da das Greifen, Halten etc. erschwert oder unmöglich gemacht wird.
Sind von der Spastik vor allem die Beine betroffen, so führt dies in den meisten Fällen zu einem Spitzfuß. Als Folge leiden die Betroffenen unter einer Gehstörung, bei der häufig ein Bein beim Laufen nachgezogen werden muss.
Diese Folgen der Spastik nach Schlaganfall können sich stark auf die Psyche und das Selbstwertgefühl der Betroffenen auswirken. Psychische Folgen können in manchen Fällen genauso oder sogar schwerer als die physischen Beeinträchtigungen auf den Betroffenen lasten. Ein offener Umgang mit der Spastik ist daher ein entscheidender Faktor, um das alltägliche Leben so unbeschwert wie möglich zu bewältigen.
Kann man eine Spastik nach Schlaganfall behandeln?
Bei allen zugrunde liegenden Erkrankungen, die eine Spastik auslösen können – neben einem Schlaganfall beispielsweise auch eine Multiple Sklerose – besteht die wichtigste Therapie darin, die Ursache medizinisch zu betreuen, in diesem Fall also den Schlaganfall. Je schneller der Arzt den Schlaganfall behandeln kann, desto geringer ist Wahrscheinlichkeit für Langzeitschäden oder die Entwicklung einer Spastik.
Im Vordergrund der Behandlung einer Spastik stehen vor allem Physio- und Ergotherapien. Bei besonders starken Ausprägungen wird auch mit Medikamenten gearbeitet, wie zum Beispiel mit einer Botulinumtoxin-Therapie. Hierbei wird das Medikament ganz gezielt in die betroffenen Muskelgruppen injiziert. Dies führt zu einer Lockerung der versteiften Muskulatur der Extremitäten und vermindert die Anzahl an unkontrollierten Muskelkontraktionen.