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Spastik – was ist das?

Spastik (auch bekannt als Spasmus oder Spastizität) leitet sich von dem griechischen Wort „spasmós“ ab und bedeutet Krampf. Aus medizinischer Sicht handelt es sich um eine krankhafte Erhöhung der Muskelspannung (auch Muskeltonus bezeichnet). Die Ursache für eine Spastik ist eine Schädigung des zentralen Nervensystems (ZNS). Die überaktive Muskulatur führt zu dauerhaften Fehlstellungen von Bewegungsabschnitten, somit Bewegungseinschränkungen – so genannten spastischen Lähmungen. In welchem Ausmaß die Muskulatur und die Gliedmaßen betroffen sind, ist von der Grunderkrankung und der individuellen Ausprägung der Symptome beim Patienten abhängig. Eine spastische Bewegungsstörung ist in aller Regel mit Einschränkungen der Beweglichkeit verbunden.

Grundlagen einer Spastik

Eine Spastik ist keine Krankheit, sondern ein Symptom (Krankheitszeichen) einer Schädigung des zentralen Nervensystems, bestehend aus Gehirn und Rückenmark. Ursachen für eine Spastik können beispielsweise ein Schlaganfall oder ein Schädel-Hirn-Trauma sein. Doch nicht nur plötzliche Traumata können die Ursache für eine Spastik sein, auch chronische neurologische Störungen können früher oder später zu spastischen Lähmungen führen. In jedem Fall ist es wichtig, dass der behandelnde Arzt die genaue Ursache für die Spastik diagnostiziert.

Eine Spastik kann für die Betroffenen mit starken Beeinträchtigungen ihres Alltags und einem hohen Leidensdruck verbunden sein. Nicht selten kommt es durch die Muskelsteifigkeit auch zu schmerzhaften und entstellenden Körperhaltungen.

Die Symptome der Spastik können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Verschiedene Betroffene können daher ähnliche Symptome aufweisen, aber völlig andere Einschränkungen in ihrem Alltag erleben. Eine individuelle Betrachtung der Symptome einer spastischen Lähmung ist somit unerlässlich.

Spastik ist nicht gleich Spastik

Spastische Lähmungen können in unterschiedlichem Schweregrad und Ausmaß sowie mit unterschiedlichen Begleiterscheinungen auftreten. Dies ist bei jedem Betroffenen unterschiedlich und muss daher individuell untersucht werden. Da die Spastik mit einer Einschränkung der Beweglichkeit einhergeht, bezeichnet man sie auch als spastische Lähmung oder spastische Parese.

Eine spastische Lähmung kann sich als leichte Muskelsteifigkeit mit nur geringen Bewegungseinschränkungen oder als dauerhafte Muskelverkrampfung mit schweren Einschränkungen bis hin zur vollständigen Bewegungsunfähigkeit äußern. Der Schweregrad der Spastik hängt davon ab, wie stark die Bereiche des Gehirns bzw. des Rückenmarks geschädigt sind. Doch nicht nur die Stärke der Symptome einer Spastik sind davon abhängig. Auch die Verortung, also wo am Körper es zu den Verkrampfungen kommt, wird dadurch bestimmt.

Klassifikation der Spastik nach Ausmaß

Spastische Lähmungen können einzelne Muskeln oder ganze Körperbereiche betreffen. Dabei unterscheidet man bei dem Ausmaß der Spastik zwischen zwei Kategorien: fokale Spastik und generalisierte Spastik.

Ist die Spastik lokal begrenzt, spricht man von einer fokalen Spastik. Sind alle Gliedmaßen betroffen, wird die Spastik als generalisiert bezeichnet.

Eine genauere Unterscheidung zum Ausmaß der Spastik wird folgendermaßen getroffen:

  • Monospastik: Ein Bein oder ein Arm ist von der Spastik betroffen.
  • Paraspastik: Beide Arme oder Beine sind von der Spastik betroffen.
  • Hemispastik: Je ein Arm und ein Bein einer Körperseite sind von der Spastik betroffen.
  • Tetraspastik: Beide Beine und Arme sind von der Spastik betroffen. Je nach Ausprägung können auch die Hals- und Rumpfmuskulatur betroffen sein.

Weitere Symptome einer Spastik

Eine Spastik kann von weiteren Symptomen begleitet sein, die ebenfalls durch die Schädigung des Gehirns oder Rückenmarks verursacht sind. Hierzu zählen z.B.:

  • Gestörte Bewegungssteuerung / Koordination
  • Unkontrollierte Muskelbewegungen
  • Schlaffe Lähmungen
  • Erschöpfbarkeit, Kraftlosigkeit
  • Schmerzen und / oder Sensitivitätsstörungen

Insbesondere bei einer Spastik nach Schlaganfall kommt es neben der spastischen Lähmung häufig zu einer halbseitigen schlaffen Lähmung, die den Arm und das Bein einer Körperhälfte betrifft.

Die Symptome einer Spastik hängen damit zusammen, wo und wie stark das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) geschädigt ist. Dementsprechend können die damit verbundenen funktionellen Beeinträchtigungen von nur leichten Einschränkungen der Bewegungsfreiheit bis zu einer vollständigen körperlichen Behinderung reichen.

Welche Ursachen führen zu einer Spastik?

Die Ursache einer Spastik ist eine Schädigung im zentralen Nervensystem (ZNS), also im Gehirn, Rückenmark oder deren Verbindungen. Dort gibt es Bereiche, die über Nervenbahnen mit der Skelettmuskulatur verbunden sind und auf diese Weise unsere Bewegungen steuern. Bei einer Spastik sind genau diese Bereiche des ZNS betroffen.

Spannungserhöhung führt zu Muskelkontraktion

Unseren Bewegungen liegt ein harmonisches Zusammenspiel von Muskeln zugrunde. Die Befehle hierfür stammen aus dem ZNS und werden über Nervenbahnen auf die Skelettmuskeln übertragen. Normalerweise geben die Nerven dem Muskel durch eine Erhöhung seiner Spannung das Signal, aktiv zu werden – der Muskel wird in einen sogenannten Erregungszustand versetzt. Ist die Spannung hoch genug, spannt sich der Muskel kurzzeitig an und verkürzt sich: Es kommt zur Muskelkontraktion, ehe der Muskel wieder in seinen entspannten Ausgangszustand zurückkehrt.

Bei einer Spastik liegt eine Schädigung im ZNS vor, die zu einer gestörten Feinabstimmung zwischen Muskelanspannung und Muskelentspannung führt. Der Muskel wird von den Nerven dauerhaft in einen Erregungszustand versetzt. Dies kann von einer leichten Erhöhung der Eigenspannung des Muskels (erhöhter Muskeltonus) bis zu einem eindeutigen Befehl für eine Muskelkontraktion (Muskelanspannung) reichen.

In jedem Fall kann unter diesen Umständen die Aktivität des Muskels – und damit die von ihm ausgehende Bewegung – nicht mehr kontrolliert werden. Es kommt zur spastischen Parese oder Lähmung.

Beispiel einer uneingeschränkten Muskelkontraktion

Uneingeschränkte Muskelkontraktion

Beispiel einer Spastik im Handgelenk

Spastik im Handgelenk

Unsere Bewegungen beruhen auf einem harmonischen Zusammenspiel von Muskeln, das über das Zentrale Nervensystem (ZNS) gesteuert wird. Bei einer Spastik kommt es aufgrund einer Schädigung im ZNS (Gehirn und Rückenmark) zu einer Fehlregulation der Skelettmuskulatur. Die Muskeln werden von den Nerven in einen Zustand permanenter Erregung und Anspannung versetzt.

Die Schädigung des Gehirns oder des Rückenmarks kann zahlreiche Ursachen haben, z. B.:

  • Schlaganfall
  • Unfälle mit Schädel-Hirn-Trauma oder Rückenmarksverletzungen
  • Multiple Sklerose
  • Frühkindliche Hirnschädigungen
  • Hirnentzündungen (Meningitis, Myelitis, Encephalitis)
  • Hirntumor

Eine Spastik kann somit sowohl im Erwachsenen- als auch im Kindes- und Jugendalter auftreten. In Deutschland sind schätzungsweise 800.000 Personen betroffen, darunter ca. 50.000 Kinder.

Die Spastik kann zeitnah oder mit einer Verzögerung von Wochen oder Monaten nach der eigentlichen Schädigung des Zentralnervensystems auftreten.

Eine sehr häufige Ursache für eine Spastik ist ein Schlaganfall bzw. Hirninfarkt. In Deutschland erleiden jährlich 250.000 Menschen einen Schlaganfall (Stiftung dt. Schlaganfall-Hilfe). Bei mehr als einem Viertel entwickelt sich nach einer Zeitspanne von ca. 3-6 Monaten eine Spastik (auch als spastische Lähmung oder Spastizität bezeichnet).

Wie erkenne ich die Anzeichen einer Spastik?

Spastische Lähmungen können in einzelnen Muskeln oder ganzen Muskelgruppen auftreten. Weil die Muskeln an den Gelenken ansetzen, äußern sich muskuläre Verkürzungen und Verspannungen vor allem an diesen verbindenden Elementen. Infolge einer Spastik kommt es also zu einer eingeschränkten Beweglichkeit und teils bizarren Fehlhaltungen der Gelenke.

Eine Armspastik äußert sich an den Schulter- sowie Ellbogen-, Hand- und Fingergelenken. Eine Beinspastik wird an den Gelenken von Hüfte, Knie, Knöchel und Zehen sichtbar.

Steuerung von Bewegungsabläufen

Häufige klinische Erscheinungsbilder einer Spastik in Arm und Hand:

Illustration von einem gebeugten Ellenbogen bei einer Spastik
Gebeugter Ellenbogen
Illustration von einer Handgelenkbeugung bei einer Spastik
Handgelenkbeugung
Illustration von einer eng angezogenen Schulter bei einer Spastik
Eng angezogene Schulter
Illustration von einer gefausteten Hand bei Spastik
Gefaustete Hand
Illustration von einem einwärts gedrehten Unterarm bei Spastik
Einwärts gedrehter Unterarm
Illustration von einem Daumen in Handstellung bei einer Spastik
Daumen-in-Hand-Stellung

Häufige klinische Erscheinungsbilder einer Spastik im Bein:

Illustration von der Hüft- und Kniebeugung bei einer Spastik
Hüft- und Kniebeugung
Illustration von einer Hüft- und Kniestreckung bei Spastik
Hüft- und Kniestreckung
Illustration von einem überstrecktem Großzeh bei einer Spastik
Überstreckte Großzehe
Illustration von einem spastischen Klumpfuß
Spastischer Klumpfuß
Illustration von einem spastischen Spitzfuß bei einer Spastik
Spastischer Spitzfuß
Illustration von gebeugten Zehen bei einer Spastik
Gebeugte Zehen

Wie wird eine Spastik vom Arzt diagnostiziert?

Zur Diagnose einer Spastik untersucht der Arzt den Patienten zunächst körperlich. Zusätzlich wird er wahrscheinlich einige neurologische Tests durchführen und bildgebende Verfahren (z. B. CT, MRT) anwenden. Beurteilt werden insbesondere die Muskelsteifigkeit, also der Schweregrad der Spastik, und die Schwierigkeiten, die daraus für den oder die Betroffene bei alltäglichen Aktivitäten resultieren.

Dabei wird Folgendes ermittelt:

  • Der Grad der Einschränkung
  • Die Muskelkraft
  • Der Muskeltonus (Messung des Grades der Anspannung der Muskulatur z.B. anhand der Ashworth-Skala)
  • Sie Beweglichkeit der Gelenke (durch Beurteilung des Bewegungsradius)
  • Die Schmerzintensität

Die Informationen helfen dem Arzt bei der Diagnosestellung und Planung der anschließenden Therapiemaßnahmen, um die Spastik zu lösen. Ferner kann anhand von Bewertungsskalen das Ansprechen auf die Behandlung beurteilt und nachverfolgt werden.

Die Ashworth-Skala (nach Ashworth 1964) bzw. die modifizierte Ashworth-Skala (nach Bohannon und Smith 1987) ist eine gebräuchliche Methode zur Beurteilung der Spastizität von Muskeln. Sie misst die Zunahme der Muskelspannung (Muskeltonus) bei passiver Bewegung.

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